Nach Lawinenabgang, der 43-Jährigen das Leben kostete, mahnt die Bergrettung genaues Studieren der Warnberichte ein.
Ein Bericht von Dorit Burgsteiner
„Nur weil wenig Schnee liegt, heißt das nicht zwangsläufig, dass keine Gefahr gegeben ist“, sagt Hans Jürgen Bacher, Ortsstellenleiter der Bergrettung Schladming. Die Einsatzkräfte mussten am vergangenen Samstag ausrücken, nachdem ein in Wien lebender Grazer bei der Abfahrt vom Krahbergzinken in einer Rinne ein Schneebrett ausgelöst hatte und bei dem Lawinenabgang ums Leben gekommen war (wir berichteten). Gefährlich werde es, wenn Wind (auch den wenigen) Schnee verfrachte, sagt Bacher. „Der Wind ist der Baumeister der Lawinen – und von dem hatten wir in der letzten Zeit sehr viel. Und: Liegt viel Schnee, rutscht man mit der Lawine dahin, wenig Schnee bedeutet hingegen viele Hindernisse.“ Bei dem Unglück am Samstag war der 43-Jährige rund 200 Meter von der Lawine mitgerissen worden – über felsdurchsetztes Gelände.
Dazu komme, dass viele Leute die Lawinengefahr unterschätzen – „etwa hat sich in den Köfpen eingeprägt, dass man bei Warnstufe 3 noch gehen kann. Das dass ,erhebliche Gefahr‘ heißt, wird aber nur jener sehen, der sich den Bericht genau durchliest“. Auf den Homepages der Lawinen-Warndienste verweilen User Statistiken zufolge nur sechs bis neun Sekunden, weiß der Ortsstellenleiter, „die Leute schauen hier einfach nur, welche Zahl gerade dortsteht“. Dabei sei aber „das Kleingedruckte wichtig, nur auf die Zahl zu schauen, ist fahrlässig“.
In den kommenden Tagen meldet sich der Winter wieder zurück, der Schneefall dürfte dann auf den Bergen für eine Verschärfung der Lawinensituation sorgen. Eine Prognose, welche Warnstufe zu erwarten sei, sei im Vorhinein nicht möglich, sagt Bacher. „Es gibt drei Hauptfaktoren, mit denen man erst den aktuellen Zustand beurteilen kann: die Niederschlagshöhe, die Temperaturen und die Windstärke.“ Ob der bisherige Aufbau der Schneedecke weiter ungünstig bleibt, lasse sich ebenfalls nicht vorhersagen. Auch hier komme es darauf an, wie es unter anderem mit dem Niederschlag weitergeht. „Momentan ist der Aufbau sicher nicht ganz ideal. Damit sich das ändert, bräuchte es Regen, der später in Schneefall übergeht. Oder umgekehrt: Schneefall und danach wieder wärmere Temperaturen. Dann könnte sich alles richtig durchbinden.“
Das Thema sei „nicht einfach, es gehört viel Lernen und vor allem stetes Beobachten dazu“, sagt der Schladminger. Er rät Tourengehern, sich vor einem Ausflug in die Berge unbedingt den Lawinen-Warnbericht genau anzuschauen und außerdem vor Ort eine Beurteilung durchzuführen und zu entscheiden, ob die Tour angetreten werden soll oder nicht.
Die Leute schauen nur, welche Zahl beim Lawinen-Warnbericht steht. Gerade das Kleingedruckte ist aber wichtig, nur auf die Zahl zu schauen, ist fahrlässig.
Hans Jürgen Bacher
Ortsstellenleiter Bergrettung Schladming
Basecamp
Untere Klaus 192
8970 Schladming
Notruf: 140
schladming@bergrettung-stmk.at